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Digitale Smart Village - Konzepte

GeoWerkstatt-Projekt des Monats Mai 2024

Forschende: Robin Dankowski

Projektidee: Wie kann die Implementierung digitaler “smart-Village” Konzepte eine Verbesserung der demographischen Situation von Dörfern und Kleinstädten ermöglichen und damit nachhaltig die Resilienz stärken?

Die ländlichen Räume Deutschlands stehen vor vielfältigen Herausforderungen, die von soziotechnischen und materiellen Aspekten der Daseinsvorsorge bis hin zu demografischen Veränderungen, Fachkräftemangel und Brain-Drain reichen. Diese Faktoren tragen zu Abwanderung und Überalterung bei und bedrohen die traditionellen, gewachsenen Dorfnetzwerke und deren Problemlösungsstrukturen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen wurden in einigen Regionen Deutschlands „Smart Village“-Initiativen eingeführt, die auf den „Smart City“-Konzepten der frühen 2000er Jahre basieren und sich an deren Technologien und Strategien anlehnen.

Die Einführung smarter Technologien in urbanen Kontexten zielte ursprünglich darauf ab, den Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu erleichtern und organisatorische Prozesse zu optimieren. Dies umfasst die Entwicklung umweltfreundlicher Lösungen in Bereichen wie Abfallwirtschaft, Immissionsschutz und Wasserwirtschaft, die Vereinfachung von Verwaltungsabläufen sowie die Neugestaltung der Mobilitätskonzepte. In ländlichen Räumen sind smarte Technologien, bis auf einige Modellregionen, größtenteils auf die Landwirtschaft begrenzt. Die hier vorgestellte Forschung fokussiert sich auf die Möglichkeiten, die smarte Technologien bieten, um die Attraktivität ländlicher Regionen für jüngere demografische Gruppen zu erhöhen.

Frühe Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Lebensqualität in einem Dorf nicht ausschließlich durch materielle Standortfaktoren wie die infrastrukturelle Daseinsvorsorge bestimmt wird. Vielmehr spielen immaterielle Faktoren wie die Dorfgemeinschaft, das Vereinsleben und eine einladende Willkommenskultur eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung von Rückkehrerinnen, Rückkehrern und Raumpionieren, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen. Zu klären ist noch die Frage, welche spezifischen smarten Technologien geeignet sind, solche sozialen Strukturen zu stärken und damit die ländlichen Räume nachhaltig zu beleben. Eine prominente “smart Village” Applikation, die in Deutschland bereits in einigen Gemeinden genutzt wird, ist der “Dorffunk”. Hierbei handelt es sich um ein regional begrenztes soziales Netzwerk, welches beispielsweise für Organisation, als Tauschbörse oder Informationsmedium genutzt werden kann.

Zusätzlich zu der Frage, welche Technologien in dieser Weise eingesetzt werden könnten, ist auch zu klären, auf welche Weise diese implementiert werden könnten. In urbanen Umgebungen wurde vorwiegend ein Top-down-Ansatz verfolgt, unterstützt durch vorhandenes Know-how und finanzielle Ressourcen. Im Gegensatz dazu stellen die sozialen Konstrukte in ländlichen Gebieten eine besondere Herausforderung dar. Die Effektivität von Top-down- versus Bottom-up-Ansätzen in diesen Kontexten wird durch die spezifischen sozialen Dynamiken beeinflusst. Empirische Daten, erhoben durch Interviews mit lokalen Stakeholdern, Regionalplanerinnen und -planern sowie Verwaltungsmitarbeitenden, legen nahe, dass Top-down-Strategien tendenziell nur dann erfolgreich sind, wenn die lokale Bevölkerung aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen wird. Es zeigt sich jedoch, dass die effektivsten „Smart Village“-Projekte in Deutschland aus Bottom-up-Initiativen entstanden sind, was die Bedeutung der partizipativen Entwicklung unterstreicht.

© Robin Dankowski/GIH
Sowohl Investitionen in die Infrastruktur als auch weiche Standortfaktoren wie die Dorfgemeinschaft und das Vereinsleben tragen zu einer höheren Lebensqualität auf dem Land bei. Das sorgt wiederum für Zuzug, wodurch sich weitere Investitionen in die Infrastruktur lohnen.
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